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Solidarität mit dem Aufstand im Iran!
Das bleibende Verdienst hunderttausender Iranerinnen und Iraner ist, dass sie das islamfaschistische Regime offen herausforderten und ihre Wut über die jahrzehntelange Terrorisierung durch religiöse und staatliche Autoritäten offen
aussprachen. In zahllosen Internetvideos konnte man Zeuge außerordentlichen Mutes werden und beobachten, wie
Demonstranten unverblümt ein Ende der religiösen Diktatur forderten, sich Frauen ohne den demütigenden Schleier auf die
Straße trauten und Unbewaffnete sich teils effektiv gegen die Milizen des Regimes – Polizei, Basidji, Hisbollah,
Revolutionsgarden – zur Wehr setzten. Für einige wenige Tage sah es so aus, als läge das bislang Undenkbare, der Sturz der
islamischen Republik durch einen Massenaufstand, in Reichweite. Ahmadinedschad wirkte in einer Pressekonferenz wie eine
schlechte Kopie des irakischen Informationsministers unmittelbar vor dem Einmarsch der US-Armee in Bagdad. Damit ist es
nach der gewaltsamen Niederschlagung – vorerst – leider vorbe
Wie die Entwicklung im Iran nun verlaufen wird, kann niemand voraussehen. Entweder ist der Aufstand gescheitert, bevor er
richtig beginnen konnte. Dann sind die Toten der letzten Tage vergeblich gestorben, und sie sind nur ein weiterer Eintrag auf
der schier endlosen Liste der Verbrechen der islamischen Republik. Sollte jedoch, wider Erwarten, die Opposition im Iran doch
noch siegen, würde dies aller Voraussicht nach das Ende der islamischen Republik bedeuten, einer frauenfeindlichen,
antisemitischen und terroristischen Diktatur. Denn immer mehr Iraner scheinen zu begreifen, dass die islamische Republik nicht
reformierbar ist und dass sie mit dem ganzen System aufräumen müssen, wenn sie besser leben wollen als bisher. Die
kulturrelativistische Vorstellung, bloß weil jemand aus einem Land mit islamischer Bevölkerungsmehrheit komme, verdiene er
oder sie nichts besseres als ein Leben unter der Fuchtel irgendwelcher religiösen Führer, ist durch die Ereignisse der letzten
Woche für jeden sichtbar als blanke Lüge entlarvt worden.
Ein freudiges Ereignis wäre die Abschaffung der Mullah-Diktatur aber nicht nur für den Iran, sondern auch für den Rest der
Welt – sieht man von der nicht eben geringen Anzahl von radikalen Moslems sowie ihren Verbündeten und Apologeten ab.
Eine Revolution gegen die Mullahs wäre eine große Inspiration für viele Menschen im Nahen und Mittleren Osten, die von
islamischer Herrschaft genug haben, und davon scheint es eine ganze Menge zu geben, wie man aus den jüngsten
Wahlergebnissen in Pakistan, Irak und dem Libanon ablesen kann. Aufatmen könnte auch Israel, weil im Falle eines Sturzes der
Mullah-Diktatur die vom Iran ausgerüsteten Terrorarmeen Hamas und Hisbollah plötzlich auf sich allein gestellt wären und
zugleich der Weg zu einer Verhandlungslösung über das iranische Atomprogramm offen wäre, was mit dem jetzigen Regime
ausgeschlossen ist. Der weltweiten islamischen Massenbewegung würde mit einer siegreichen Revolution im Iran ein Schlag
versetzt, von dem sie sich möglicherweise nicht mehr erholen könnte. Das wäre ein großes Glück für die Menschheit, die sich
dann endlich einmal Gedanken darüber machen könnte, wie eine vernünftigere Einrichtung der Welt, jenseits der Logik von
Verwertung und Vernichtung, zu realisieren ist.
Die iranische Opposition, die angesichts der Skrupellosigkeit und fanatischen Entschlossenheit des Regimes mit großem Mut
und sehr umsichtig agieren muss, kann leider nicht viel Unterstützung vom Westen erwarten, weder von den europäischen
Staaten, die seit Jahrzehnten einen „kritischen Dialog“ mit dem Regime führen, um ungestört ihre Milliarden-Geschäfte
betreiben zu können, noch aus den USA, die seit dem Amtsantritt Barack Obamas augenscheinlich die Appeasementpolitik der
Europäer noch zu übertrumpfen suchen. Der Westen, der einmal den Anspruch erhob, dass Freiheit und Gleichheit universelle
Werte seien, lässt die Protestierenden im Stich und schaut zu, wie sie auf offener Straße von den Schergen des Regimes
ermordet werden. Alle, die die bürgerliche Freiheit und Gleichheit als unhintergehbare, wenn auch emanzipatorisch zu überwindende Voraussetzung menschlichen Glücks begreifen, sollten daher heute solidarisch ausrufen:
Marg bar jomhuriye eslami!
Nieder mit der islamischen Republik!
(26. Juni 2009)
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