Der Euro und sein Staat

Vortrag und Diskussion mit Manfred Dahlmann (Wien)

Im politischen Diskurs der Berliner Republik ist es Gemeingut, die politischen und ökonomischen Interessen der Bundesrepublik als europäische auszugeben. Aus der Epoche des Nationalismus, die in zwei Weltkriege mündete, habe besonders Deutschland gelernt, dass partikularistische Lösungen nur in die Katastrophe führen könnten. Deshalb bedürfe es einer universalistischen, gesamteuropäischen Anstrengung. Die Verlierer dieses „europäischen Weges“ aber wollen partout nicht vergessen, woher Deutschland seinen Standortvorteil in der Staatenkonkurrenz historisch bezieht: dem nationalsozialistischen Raub- und Vernichtungskrieg. Um so ressentimentgeladener reagieren die Deutschen, wenn sie daran erinnert werden, dass diese Vergangenheit noch immer nicht abgegolten ist,
sondern die ökonomische wie politische Grundlage des vermeintlich postnationalen Europas bildet. Doch die Strategie der griechischen Regierung, den Deutschen den Misserfolg eines durch und durch korrupten und maroden Staates in die Schuhe zu schieben, ist trotzdem nichts als linker Populismus: denn so sehr die Deutschen ihre eigenen partikularen Interessen als universalistische camouflieren, so sehr hängt andererseits die Stabilität der Eurozone tatsächlich von der politischen Souveränität des postnazistischen Staates ab.

Manfred Dahlmann ist Herausgeber der ideologiekritischen Zeitschrift sans phrase und schreibt für die Wochenzeitung Jungle World. Zuletzt erschien von ihm im ça ira-Verlag Freiheit und Souveränität. Kritik der Existenzphilosophie Jean Paul Sartres.

11. Dezember 2015, 19 Uhr
Alte Mensa (AStA-Café, Studiobühne), Universitätsstr. 16, Eingang Wilhelm-Waldeyer-Straße, Raum S204, 50937 Köln

Veranstaltet von der Georg-Weerth-Gesellschaft Köln

Am 12. Dezember 2015 veranstaltet die Georg-Weerth-Gesellschaft Köln zusammen mit dem Referat
für Politische Bildung des AStA der Universität Bonn außerdem ein Tagesseminar zum Thema mit Manfred Dahlmann. Das Seminar findet von 13–19 Uhr im Ulrich-Haberland-Saal (Auf dem Hügel 16) in Bonn statt.

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