Erklärung zu den Vorfällen bei der Veranstaltung „Antifa und Massenansatz“ am 16.10.2003

Am 16. Oktober 2003 hatte die Georg-Weerth-Gesellschaft Köln zu einer Veranstaltung mit dem Titel „Antifa und Massenansatz. Über die Bewegungspolitik der Antifa“ eingeladen. Der Referent war Sören Pünjer, ein langjähriger Aktivist in der antifaschistischen Linken, der heute Mitglied der Redaktion Bahamas in Berlin ist. Obwohl es zu den Vorfällen im Zusammenhang mit der Veranstaltung sehr viel mehr zu sagen gäbe, wollen wir uns hier auf zwei Punkte beschränken: zum einen die Anschläge, die vor und während der Veranstaltung verübt wurden, zum anderen die dreiste Lüge, wir hätten Neonazis verharmlost oder gar verteidigt.

Bevor die Veranstaltung begann, wurden von einigen Aktivisten der Antifa K zwei Eimer Gülle vor unserer Tür entleert, zwei Mitglieder unserer Gruppe wurden sogar damit beworfen. Um hier gleich weiteren Gerüchten vorzubeugen: Wir sind davon überzeugt, dass dieser Anschlag nicht von der gesamten Antifa K mitgetragen, sondern nur von einem Teil ihrer Mitglieder, ohne die Zustimmung der anderen, geplant und ausgeführt wurde. Zu einem späteren Zeitpunkt während der Veranstaltung wurde von Unbekannten ein weiterer Eimer Gülle vor der verschlossenen Tür entleert. Der tätliche Angriff auf eine kommunistische Veranstaltung macht leider klar, dass sich Teile der Kölner Linken bereits mit einem von uns unerwarteten Eifer im Kampf gegen Kommunisten engagieren.

Außerdem wurde verbreitet, wir hätten Neonazis verharmlost bzw. verteidigt. Diese Anschuldigung ist falsch. Die Stelle im Referat unseres Vertreters auf dem Podium, auf die sich die Lügner, die so etwas behaupten, beziehen, lautet wie folgt:

„Um aber doch ein klares Feindbild in Köln zu haben, verpasst sie (die Antifa K, d. Verf.) keine Gelegenheit, die rassistische Bürgerbewegung Pro Köln in eine Nazi-Partei umzulügen, die sie nicht ist, und den Nationalsozialismus damit um sein zentrales Element, den Antisemitismus (welcher eben bei Pro Köln nicht im Vordergrund steht), zu verkürzen und somit zu verharmlosen.“
(Das komplette Referat ist hier zu finden).

Es wurde also weder Pro Köln verteidigt, noch wurde gesagt, diese Gruppierung sei nicht faschistisch und rassistisch. Was unser Referent lediglich konstatierte war der Fakt, dass es sich bei Pro Köln nicht um eine Nazi-Partei handelt. Ausschlaggebend für diese These war die Erkenntnis, dass der Antisemitismus, welcher unbestreitbar das wichtigste Merkmal des Nationalsozialismus ist, bei Pro Köln zwar vorhanden, aber eben nicht zentral ist. Er ist zwar immer mal wieder als Begleitton spürbar, z. B. wenn gegen Kölner Klüngel und Korruption gehetzt wird, aber selbst im einzigen Antikriegsflugblatt von Pro Köln ist weder von einem Verständnis für antisemitische Mörderbanden wie Al Kaida oder die Hamas die Rede, noch von einem „judäo-amerikanischen Krieg“ oder Ähnlichem. Wer diese Tatsachen bezweifelt, möge sich qua Empirie, also z. B durch die Lektüre der Schriften von Pro Köln, von ihrer Richtigkeit überzeugen. Der Unterschied von Faschismus und Nationalsozialismus, der im Zweifelsfall einer zwischen Leben und Tod sein konnte, sollte eigentlich bei Leuten, die sich als „Antifaschisten“ verstehen, vorauszusetzen sein. Dass diese Annahme auf die Kölner Verhältnisse offenbar nicht im Geringsten zutrifft, ist eine der traurigen Erkenntnisse, die dieser Abend brachte. Die Abwehr von Kritik, wie wir sie am 16. Oktober erleben durften, verdeutlicht, dass das Ziel jener Linken nicht die Revolution ist, sondern die Aufrechterhaltung des Status Quo, die dauernde Bestätigung des Spiegelspiels der Politik, das sie selbst so notwendig hervorbringt wie die Warenproduktion den Wert. Nichts hätte unsere Kritik an der Antifa besser belegen können, als dieser Hass von links auf kommunistische Kritik, der vor, während und nach der Veranstaltung seine hässliche Fratze zeigte.


(26. Oktober 2003)

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Referat der Georg-Weerth-Gesellschaft Köln

Ankündigungstext
 

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