Antifa 2006 – Konformistische Rebellion
Einige Thesen zum Antifaschismus

I.

Man kann das Konzept Antifa ziemlich einfach kritisieren. Man kann etwa mit gutem Recht behaupten, dass die Bildung einer antifaschistischen Gruppe wenig gegen Nazis auszurichten vermag. Denn es gibt ja nicht deshalb Nazis, weil es in Deutschland zu wenig radikale Linke gäbe – dann gäbe es in den USA auch ein gravierendes Naziproblem, was aber bis auf Ausnahmen nicht der Fall ist. Nazis gibt es deshalb, weil die deutsche Geschichte eine andere ist als beispielsweise die nordamerikanische. Wenn US-Amerikaner sich Patrioten nennen, dann bekennen sie sich zumeist zur amerikanischen Revolution, zur Demokratie, eventuell auch zu den Menschenrechten, die ja das erste Mal nach der erfolgreichen bürgerlichen Revolution verkündet wurden; die USA waren das erste Land der Welt, in dem die Juden juristisch voll gleichberechtigt waren. Bekennt sich ein Deutscher zu Deutschland und dessen Geschichte, will er sich mit Deutschland identifizieren, so kommt er zumindest nicht um den Nationalsozialismus herum. In der einen oder anderen Weise muss er diesen als einen Betriebsunfall verklären, weil sonst das ganze schöne Deutschtum hin wäre. Nun mögen Schlaue einwenden, auch die USA hätten ihre Leichen im Keller; schließlich habe es da eine ziemlich fiese Geschichte der Sklaverei und des Rassismus gegeben. Das stimmt selbstverständlich, nur sind Rassismus und Nationalsozialismus erstens nicht gleichzusetzen und zweitens kann ein Amerikaner sich darauf berufen, dass der Rassismus der amerikanischen Ideologie widerspreche. Das ist auch so, es ist nicht gelogen. Der Nationalsozialismus aber widerspricht keineswegs dem, was auch schon in der Kaiserzeit und im Ersten Weltkrieg deutsch war.

Wenn demokratische Patrioten sich zu Deutschland bekennen, dann ziehen sie meistens die große deutsche Kultur – also v. a. Goethe und Schiller – heran, darüber hinaus die 48er Revolution, die Weimarer Republik, zuletzt die so genannte friedliche Revolution von 1989. Nun muss ich hier glaube ich nicht ausführen, warum das verlogen ist. Deshalb nur ganz kurz: Goethe und Schiller waren inhaltlich betrachtet keine Deutschen, sondern Weltbürger; ihr Denken hat die Deutschen wenig befruchtet, auch heute werden sie weniger gelesen als vielmehr stolz vor sich her getragen. Die 48er Revolution ist grandios gescheitert. Die klügsten und radikalsten Köpfe dieser Revolution mussten entweder ins Exil gehen, wurden verhaftet oder gleich ermordet. Die Weimarer Republik dauerte ganze 15 Jahre und schon ihre Gründung ist ein konterrevolutionärer, emanzipationsfeindlicher Akt gewesen; er hat damit begonnen, dass Räterepubliken brutal niedergeschlagen wurden; er hat in der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts und in Noskes Pakt mit den Freikorps seine Zwischenstation gefunden und ist im Nationalsozialismus geendet. Zur Wiedervereinigung ist glaube ich einzig positiv anzumerken, dass es die DDR nicht mehr gibt – dafür ein wieder erstarktes und zunehmend frecher werdendes Deutschland.

Kurz und gut: Die deutsche Ideologie, d.h. die politische, Geistes- und Kulturgeschichte lief auf den Nationalsozialismus zu. Wer auf Deutschland stolz ist, kann den Nationalsozialismus nicht ausklammern. Hinzu kommt, dass der NS auch in der Demokratie nachwirkt. Antisemitismus, Rassismus, autoritäres Denken, Staatsfetischismus und Eigentlichkeitskult sind nach wie vor verbreitet. Deutschland scheint diese Ideologien stetig zu reproduzieren. So weit, so bekannt.

II.

Wieso also eine Antifa gründen oder einer beitreten? Die Antifas sagen, es helfe gegen Nazis. Dabei meinen die einen, man müsse ein Bündnis mit den Bürgern schmieden, um erfolgreich gegen die Nazis zu sein. Das ist mit Recht kritisiert worden als schnöder Opportunismus –oder: gesteigert – als Versuch, sich dem Volk anzudienen. Die Mehrheitsströmung der Antifa vertritt immer noch dieses Konzept. Früher hat man es mal „revolutionärer Antifaschismus“ genannt und sich eingebildet, mit dem Antifaschismus einen so genannten „Hebel“ gefunden zu haben, um radikale Kritik an den deutschen Mann und die deutsche Frau zu bringen. Das Konzept ist nicht etwa gescheitert: Nein, es war erfolgreich, weil das, was diese Antifa zu sagen hatte, heute die meisten Bundesbürger teilen. Gerhard Schröder hat bekanntlich einen „Aufstand der Anständigen“ ausgerufen und den Antifaschismus zur Staatsräson gemacht. Das Konzept Antifa war also erfolgreich, aber nur aus einer Perspektive, die völlig auf radikale Gesellschaftskritik verzichtet und das Linkssein als rein äußerliches Bekenntnis zum Wahren und Guten wahrnimmt. Und weil es erfolgreich war, die Antifa also nun überflüssig ist, ist sie auch zusammengebrochen. Siehe Antifa K, Antifa M, AAB etc. Die einzige Gruppe, die sich in ihrer Steinzeitlinken fernab der Realität gehalten hat, ist der KOK aus Düsseldorf.

Das Paktieren mit dem Volk wollen die anderen, ich nenne sie jetzt mal „progressive Antifas“, nicht mitmachen, die ja löblicherweise immer noch den Anspruch haben, diese Gesellschaft zu verändern bzw. ein ganz bestimmtes gesellschaftliches Verhältnis abzuschaffen. Sie machen auch Antifa-Demos, teilweise auch mit der Traditionsantifa zusammen. Sie schreiben aber ganz radikale Flugblätter, mit denen sie die Deutschen verschrecken wollen, anstatt sie zu überzeugen. Sie rufen wüste antideutsche Parolen und gefallen sich sehr in der Rolle des oberkrassen Außenseiters. Sie wähnen sich radikal; früher nannte man diese Haltung Punk und nicht zufällig rekrutieren sich ja auch nicht unwesentliche Teile der antideutschen Antifa aus der Punk-, Hardcore-, Vegan-, Straight Edge- oder wer weiß was-Szene – Hauptsache radikal. Sie wollen die Deutschen also nicht überzeugen, sondern ihnen beweisen, dass sie oberkrasse Typen sind. Bei den Nazis ist das ähnlich, wenn auch die vertretenen Inhalte durchaus gegensätzlich sind. Es geht mir natürlich nicht darum, Nazis und Antifas gleichzusetzen, sondern darum, das Bedürfnis nach Abgrenzung in die Analyse mit einzubeziehen. Das findet sich hier wie dort und ist in gewisser Weise ja auch verständlich. Ärgerlich ist bloß, dass der Inhalt auf die Form zurückschlägt. Während die Antifas mit ihren durchaus auch Gewalt verherrlichenden Parolen meistens nicht ernst machen – schon alleine, weil ihnen dazu oft die Fähigkeiten und die nötige Skrupellosigkeit fehlen –, meinen die Nazis es bitter ernst, wenn sie verkünden, „Zecken klatschen“ zu wollen. Die Ideologie der Nazis lässt sich darauf reduzieren, alles totschlagen zu wollen, was ihnen als undeutsch gilt. Die Ideologie der Antifa ist zumindest verbal an eine emanzipatorische Idee gebunden. Deshalb sind Antifas zumeist recht nette, umgängliche Leute, mit denen man zwar ab und an einen Disput hat, mit denen aber gut auszukommen ist. Bei Nazis ist das anders. Mit denen braucht man nicht zu diskutieren, denen begegnet man am besten gar nicht erst. Die Antifas behaupten aber, dass man etwas Wirkungsvolles gegen Nazis unternehmen könne – nämlich ihnen auf´s Maul hauen. Sie verweisen darauf, dass Nazis autoritäre Kerle sind, denen man also auch nur mit der Autorität der geballten Faust kommen könne. Das mag sein. Wahrscheinlicher aber ist, dass auch der militante, also sich gar nicht mal unbedingt als revolutionär verstehende Antifaschismus gegen die Nazis recht wenig ausrichten kann. Das könnte nur der Wandel des gesellschaftlichen Klimas, in dem die Verbreitung und Vorherrschaft der deutschen Ideologie abnimmt. Darauf zielt Kritik – bei aller Aussichtslosigkeit – ab. Das ist natürlich wenig tröstend. Aber trotzdem scheint es so zu sein, dass, wenn überhaupt, nur der Staat den Einzelnen vorerst vor den Nazis wirksam beschützen kann, indem er diese strafrechtlich verfolgt und einsperrt oder durch den „langen Arm des Gesetzes“ einschüchtert.

III.

Bitte jetzt „Staatsfetischismus“ schreien. Schriee es einer, es böte mir die Gelegenheit, den Einwand zu widerlegen. Es hat nämlich nichts mit Fetischismus zu tun, wenn man die Realität als eine potentiell veränderbare, aber doch manifest bedrohliche anerkennt. Auch eine „Gruppe gegen die Realität“ kann an dem objektiven Zwang, dem das Individuum ausgesetzt ist, nicht vorbei. Das bedeutet, dass der Staat nicht nur in der Fiktion marxistischer Intellektueller über das Gewaltmonopol verfügt, sondern auch ganz praktisch. Und dass dieses Gewaltmonopol mit der Ohnmacht der Individuen einhergeht. Gegen diese Ohnmacht etwas auszurichten, dazu gibt es nur zwei höchst antagonistische Wege. Der erste besteht darin, sich – wie Adorno das nannte – „weder von der eigenen Ohnmacht, noch von der der anderen dumm machen zu lassen.“ Es heißt also, die gesellschaftlichen Verhältnisse auch dann noch einer radikalen Kritik zu unterziehen, wenn die Möglichkeit der praktischen Abschaffung dieser Verhältnisse verstellt scheint. Das ist – soviel kann ich verraten – den Weg, den wir gehen wollen.

Der andere Weg, gegen die eigene Ohnmacht vorzugehen, liegt darin, sich dumm machen zu lassen. Also nicht etwa Herrschaft und Ausbeutung generell der Kritik anheim zu stellen, sondern eine Gegen-Herrschaft zu errichten. Eine Gegen-Souveränität. Das klingt erstmal ziemlich revolutionär. Was anderes wollten die Revolutionäre in der Geschichte der kommunistischen Bewegung als eine Gegen-Macht bilden, die „Diktatur des Proletariats“? Ich will jetzt hier nicht die Problematik des Klassenkampfes oder auch des Leninismus thematisieren, weil uns das möglicherweise zu weit von der Antifa wegführen würde; man kann das gegebenenfalls in der Diskussion besprechen. Aber eins steht fest: Die Bildung einer Gegen-Macht ist nicht auf die kommunistische Bewegung beschränkt, sondern tritt immer dann auf, wenn dem Staat sein Gewaltmonopol streitig gemacht werden soll. In letzter Zeit war dies etwa in den französischen Vorstädten zu beobachten, wo marodierende Jugendbanden nicht nur die Autos ihrer ebenso bitterarmen Nachbarn abfackelten, sondern auch staatliche Einrichtungen wie Polizeiwachen oder Schulen. Es ist allgemein konstatiert worden, dass die Banlieue-Kids einen Kleinkrieg gegen den französischen Staat führten. Das hat bei den Linken Begeisterung ausgelöst. Einem Linken braucht man nur Fotos von brennenden Autos und Steine werfenden Jugendlichen zu zeigen, die am besten noch vermummt und/oder migrantisch sind und schon erhält man seine ungeteilte Zustimmung. Es ist dieses eingerastete romantisch verklärende Bild von Militanz, was den Linken bis heute Tränen in die Augen treibt. Dass auf den Inhalt der Riots dann nicht mehr geachtet wird – wie etwa teilweise auch hinsichtlich der positiven Bezugnahme auf die Intifada – ist ebenso wahr wie dass viele selbst ernannte Revolutionäre tatsächlich glauben, eine kommunistische Revolution würde auf brennenden Barrikaden, die aus Mülltonen bestehen, ausgetragen. Jedenfalls verkörperten die Pariser Vorstadtunruhen ziemlich genau das, was sich Linke unter einer anständigen Rebellion vorstellen.

Bei genauerer Betrachtung entpuppte sich die Rebellion aber als eine konformistische, die nicht etwa die Herrschaft in Frage stellen wollte, sondern nur die staatliche, um an ihrer statt die eigene unmittelbare Herrschaft der Bande zu setzen. Was in großen Teilen der dritten Welt bereits vollzogen ist, dass Staatlichkeit schlicht nicht mehr vorhanden ist, weil die materiellen Bedingungen dafür fehlen, das entwickelt sich nach und nach auch in den Armutsregionen der ersten Welt. Der Staat ist nicht mehr fähig noch willens, sein Gewaltmonopol auf dem gesamten Territorium durchzusetzen, weil er diese Gebiete bereits abgeschrieben hat. Aus Sicht des Staates ist nur noch wichtig, dass für Ruhe und Ordnung gesorgt ist – welche Ordnung auch immer. Er überlässt es dabei zunehmend jenen Banden und Gangs, das soziale Gefüge zu verwalten. Diese Entwicklung geht nicht nur mit einer Islamisierung einher, sondern vor allem mit einer ökonomischen Transformation hin zu Mafiatum und anderen Formen unmittelbarer Aneignung. Die Einzelnen sind diesem Prozess mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Ihnen bleibt nur noch die Wahl, aus den Gebieten – wenn sie es denn können – wegzuziehen oder sich einer der Banden in der Hoffnung auf Anteil an der Beute anzuschließen. Man muss dafür übrigens nicht nach Paris oder Rio de Janeiro gucken, sondern etwa nach Köln-Chorweiler. Auch dort breitet sich dem Vernehmen nach immer stärker das Bandenwesen aus; Sozialarbeiter und andere Vertreter der staatlichen Ordnung sind zunehmend verzweifelt.

IV.

Was hat das mit der Antifa zu tun? Auf den ersten Blick nichts, auf den zweiten sehr viel. Denn bei der Antifa handelt es sich ja laut Aussage der Protagonisten um ein Projekt zur Selbstverteidigung gegen marodierende Banden von Neonazis. Was anderes sind Neonazigruppen, gerade in Kleinstädten oder Dörfern – wo sie ja am brutalsten und gefährlichsten sind –, als Banden, Rackets oder Gangs? Reagieren die Linken auf ein solches Bandenwesen mit der Gründung einer Antifa, so zeigt das das ganze Elend der Verhältnisse. Die Antifa ist nämlich ihrer Struktur nach ebenfalls eine Bande. Der berühmte Slogan „Bildet Banden!“ sprach diese Wahrheit unfreiwillig schon vor zwanzig Jahren aus. Die Antifa kann nur bedingt einen Schutz gegen Nazis bieten. Das wurde bereits gesagt. Ihr fehlen die Mittel. Stattdessen aber schleicht sich etwas anderes ein: nicht etwa ist die Antifa eine Voraussetzung für kommunistische Kritik, sondern die Absage an sie. Die Form der Organisierung schlägt unweigerlich auf das Denken zurück, nicht mehr die Kritik steht im Vordergrund, sondern der Erhalt der eigenen Bande. Deshalb beschäftigen sch Antifagruppen zumeist damit, an ihrer Optik, ihrer Präsenz zu arbeiten – also Internetseiten gestalten, Transparente malen, Kampagnen führen etc. – und nicht damit, die theoretischen Grundlagen ihrer Kritik zu präzisieren. Auch beliebt ist das so genannte „Kadern“. Nicht im Sinne von einer Diskussion mit gleichberechtigten Individuen, sondern im „Heranziehen“ von linken Jugendlichen bspw. in Antifa-Jugendgruppen. Auch „Einführungsseminare“ sind ein Symptom dessen. Nicht, dass etwas schlecht wäre an „Einführungsveranstaltungen“; jeder fängt einmal an, sich zu diesem oder jenem Thema Gedanken zu machen und ist dabei unweigerlich auf die Hilfe von anderen angewiesen, die sich schon längst mit dem betreffenden Thema auseinander gesetzt haben. Das Problem besteht vielmehr darin, dass bei den „Einführungen“ stehen geblieben wird. Denn das Ziel ist erreicht: die Klientel hat das theoretische Rüstzeug, um denselben Jargon zu sprechen und darf sich „links“ nennen. Es geht also um die Wiederkehr des Immergleichen, nicht um die radikale Infragestellung von Dogmen oder alten Gewissheiten. In diesem Sinne ist die Antifa restlos autoritär. Ihr sitzen Kader vor, die Jugendliche an die Bande binden wollen. Es geht also um die Reproduktion der Bande, nicht um die Kritik der Verhältnisse.

Das spiegelt sich in der berüchtigten „Praxis“. Antifas sind selten dazu zu bewegen, kritische Flugblätter zu schreiben und diese irgendwo zu verteilen, was damit verbunden ist, mit Leuten zu diskutieren. Viel lieber sind Antifas „konspirativ“ unterwegs, also duckmäuserisch, und verhindern angeblich Naziaufmärsche. Sie stellen sich den Rechten „in den Weg“; denen also, die sowieso allgemein als Volksfeinde gelten. Was waren das doch für herrliche Zeiten als Kommunisten vor den Fabriktoren Flugblätter an das geliebte revolutionäre Subjekt in Gestalt der so genannten Werktätigen verteilten? Lächerlich? Keineswegs. Man mag die deutschen Arbeiter mit einigem Recht für konterrevolutionäre, proto-faschistische Staatsbürger halten; die Möglichkeit jedoch, dass unter ihnen auch welche zu finden sind, die für kritisches Denken empfänglich sind, ist gegeben; natürlich nicht nur bei Arbeitern, sondern auch in der Bourgeoisie oder dem, was davon übrig geblieben ist. Diese Bemerkung könnte man mir freilich als Paktiererei mit den Massen vorwerfen, deswegen nur soviel: Opportunismus wäre dann gegeben, wenn man den Massen nach dem Maul redete. Kritik dann, wenn man ihnen gegen das Maul redet; wenn man ihnen also das sagt, was sie nicht hören wollen. Opportunismus ist es also, den Arbeitern zu sagen: Die Nazis sind scheiße! und gleichzeitig zu verschweigen, dass man auch Staatlichkeit, zumal die deutsche, für riesigen Mist hält; dass man Gewerkschaften als festes Glied im sozialstaatlichen Gefüge für abschaffenswert hält.

Und dennoch, ob man es will oder nicht: die oft uneingestandene Voraussetzung jeder kritischen Theorie ist die Möglichkeit, dass Individuen sich verändern können, dass Gedanken in Widerstreit treten können und dass dabei ab und an das bessere Argument die Oberhand gewinnt. Wer also immer nur Demos organisiert, sich aber vor Diskussion und Kritik – auch und gerade nagender, polemischer Kritik – verschließt, der hat mit Emanzipation nichts am Hut, sondern ist allenfalls ein konformistischer Rebell, der die Verhältnisse bejaht noch wenn er sich vermeintlich gegen sie erhebt. In diesem Sinne plädiere ich dafür, die Antifa Antifa sein zu lassen und endlich zur Kritik zu schreiten.


Dieser Vortrag wurde gehalten auf der Podiumsdiskussion Antifa 2006 – Teil des Kampfes ums Ganze oder konformistische Rebellion? am 20. November 2006 in Köln.

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